Alles über den Petit Basset Griffon Vendéen

Betrachtungen eines Petit Basset Griffon Vendéen


Ich bin ein Petit Basset Griffon Vendéen. Meine Mutter war auch ein Petit Basset Griffon Vendéen -- natürlich. Sie war eine geborene „Gräfin von Schwerin“. Meinen Vater kenne ich nur oberflächlich. Er verkehrte nur kurzfristig in unserem Hause. Ich bin nicht unbedingt ein Kind der Liebe. Die Verbindung meiner Eltern wurde arangiert. Aber so etwas kommt bei Adeligen ja vor.

Meine Großmutter hatte der Prinzessin Erina von Sachsen gehört. Sie hatte die Angewohnheit Rehe zu beißen (Meine Großmutter) und wurde erschossen. Aber sie blieb trotzdem der Stolz der Familie. Auf vielen Ausstellungen hatte sie eine Menge Preise bekommen, und ihr Stammbaum war einer der ältesten und vornehmsten in unserer Welt. Dasselbe gilt für meine, obwohl das Orginaldokument abhanden gekommen ist. Ein junger Maler behielt ihn, als er ihn zum Studieren mitbekommen hatte, und zeichnete für eine Zeitung auf der Rückseite eine Feuersbrunst, die er nicht einmal gesehen hatte. Er bekam auch nur 100 Euro dafür.

Ich habe jetzt eine Kopie auf der nicht alle Ahnen eingetragen sind, Meine Abstammung ist dadurch etwas im Dunkeln geblieben. Ich habe mich auch meistens bei vorurteilslosen Leuten aufgehalten, die sich nichts aus dem Ruhm der Vorfahren machten.

Ein Verfasser, den mein Freund, der Maler, oft anzuführen pflegte, schreibt, dass es besser sei, von schlechten Eltern emporzusteigen als von guten herabzusteigen. Das kann für die Menschen passen, aber nicht für uns. Entweder ist man ein echter Petit, oder man ist es nicht. Daran lässt sich nichts ändern. Ein Kenner sieht sofort, wen er vor sich hat. Man behauptet, dass die Beine eines Petit aussehen müssen, als ob sie zerschlagen und im Dunklen wieder zusammengeleimt worden sind; sonst sei er nicht echt.

War vielleicht früher mal so, meine Beine sind kerzengerade und trotzdem bin ich echt. Das ist das Ergebnis von jahrelanger züchterischer Arbeit.

Aber wie ist es bei den Menschen? Ich lernte einmal auf einer Jagd einen Baron kennen, der sich bei Tisch wie ein unechter Baron benahm. Na ja, es ist ja auch möglich, dass er es war. Seinen Beinen konnte man es jedenfalls nicht ansehen.

Die Menschen sehen sich überhaupt furchtbar ähnlich. Eigentlich ist es nur der Geruch, der sie unterscheidet. Aber den kennen sie selber nicht. Jeder glaubt von sich, dass er wunderschön riecht, während in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall ist. Wenn wir Hunde auf der Straße oder in einem Park unsere Herrchen verloren haben, so finden wir sie durch ihren Geruch wieder. Wir Hunde helfen uns gegenseitig dabei. Wenn wir einander begegnen, fragen wir z. B.: „Geruch nach billiger Seife, schlechter Schuhkrem, Bratkartoffeln mit Zwiebeln in der Nähe gewesen?“

Vielleicht bekommen wir dann zur Antwort: „Geradeaus --spricht mit Mensch, der nach Weißkohl und vier Tage alten Strümpfen riecht.“

„Danke schön!“

Und dann finden wir ohne Schwierigkeiten unser Herrchen.

Ich bin jetzt elf Jahre alt. Elf Jahre für einen Hund sind siebenundsiebzig für einen Menschen. Ich bin ein alter Hund. Ich bin auch etwas dicker geworden, und im Herbst bekomme ich leicht Rheuma in den Hinterbeinen. Nun kann ich keine Katzen mehr jagen, jedenfalls nicht mehr weit. Sie haben außerdem den verflixten Vorteil, dass sie auf die Bäume klettern können.

An meine Mutter kann ich mich noch erinnern. Sie war von weißbrauner Farbe, groß und hübsch, mit kurzer Schnauze und hatte ein Paar wunderbare, blanke Augen. Als ich ein ganzes Jahr von ihr getrennt gewesen war, trafen wir uns auf einer Landstraße wieder. Sie erkannte mich sofort, kam herangejagt, stieß mich um, heulte vor Freude und wollte sich nicht mehr von mir trennen.

Meinen Vater würde ich nicht wieder er kennen. Nicht einmal am Geruch.

Aber zwei Brüder kenne ich noch. Der eine ist mir so ähnlich, dass man uns häufig verwechselt. Er ist ein großer Humorist, obwohl er auf dem Lande wohnt. Er sagte mir einmal, als wir uns begegneten “Wenn Du nicht deinen Stadtgeruch von Rinnstein und Hinterhof an dir hättest, so würde ich geglaubt haben, dass ich um mich selbst gerannt bin.“ So ähnlich waren wir uns. Er heißt Fredy.

Der andere Bruder ist größer und kräftiger. Er heißt Jerrman und wohnt bei einem Fischer an der Nordsee. Ich kam einmal mit einem Motorboot dorthin, und als ich an Land ging, trafen wir uns auf dem Landungssteg. Ich begleitete ihn zu seinem Häuschen hinauf, aber er hatte eine Heidenangst, dass ich sein Futter auffressen würde. Er brauchte keine Angst zu haben -- denn das bisschen roher Fisch und die paar kalten Kartoffeln wären sowieso nichts für mich.

Als ich sechs Monate alt war, kam ich – wie gesagt – zu einem jungen Maler. Ich weiß noch, wie der Maler, der allein lebte, sich freute, als er mich bekam. Er wohnte in einem kleinen Häuschen am Meere, und er stellte wirklich alles auf, um mich zu amüsieren. Aber er war arm. Die meisten jungen Künstler sind arm, ausgenommen sie heiraten reich, oder sie können ihre Bilder verkaufen, aber dann sind es meistens keine Künstler, so sagte mir mein Herrchen damals häufig. Als er ein berühmter Maler wurde und viel Geld an seinen Bildern verdiente, verkaufte er mich. . .

Ich kam dann in ein Haus, in dem es eine Küche gab. Das war etwas Neues für mich. Die Küche ist in allen Häusern der wichtigste Raum für einen Hund. Hier riecht es immer so gut, und wenn eine freundliche Köchin drin wohnt, dann hat ein Hund es gut. Eine Köchin mit Bräutigam ist freundlicher und fröhlicher als eine, die Sonntag abends allein zu Hause sitzt. Ich bin auch solchen begegnet. Mit ihnen muss man sehr vorsichtig umgehen. Es kann vorkommen, dass sie einem einen Schuh hinterher schmeißen, wenn sie morgens verschlafen haben. In Häusern mit Köchinnen ohne Schatz bleibt mein Napf meistens trocken und leer, und mit dem Mittagsfresschen ist das auch so ´ne Sache. Eine Katze kennt das alles und richtet sich danach. Eine Katze ist schmeichlerisch und falsch. Sie streicht sich gegen den Menschen, sie schnurrt und sie verdrückt sich, wenn sie glaubt, dass dies das Gescheiteste ist.

Meine erste Katze, die ich kennen lernte – ach, welche Enttäuschung! Sie war jung und schön – das Schönste, was ich je gesehen habe. Weich schlich sie sich heran, und freundlich leuchteten ihre falschen Augen. Mein Herz klopfte heftig, als wir uns das erstmal trafen. Ich wedelte mit dem Schwanze und kam dicht an sie heran, um Freundschaft zu suchen. So tun wir es immer, wir Hunde, wenn wir zum ersten Male einer Katze begegnen. Sie aber kratzte mich. Ich wurde trotzdem nicht böse, ich kam wieder. Sie zerkratzte mir den Kopf. Da war es mir klar, dass Hunde und Katzen immer Feinde sein müssen, das ist immer so gewesen und wird immer so bleiben. Und deshalb bin ich auch auf Seiten derjenigen, die eine leere Konservenbüchse oder eine Klamotte – am liebsten eine recht große – nach jeder Katze werfen, die sie sehen. Ich kann auch diejenigen verstehen, die ausspucken, wenn ihnen eine Katze über den Weg läuft. Eine Katze bringt immer Unglück, ich weiß es, denn ich habe es am eigenen Leibe zu spüren bekommen.

Einmal wohnte ich in einem Hause, in dem auch ein schwarzer Pudel wohnte. Er war reinrassig und hieß Pharao. Ich konnte ihn nicht leiden. Er gab so furchtbar an, weil er einen dicken Pelz hatte, und verlangte fast, dass ich ihn zuerst grüßen sollte. Sein Name gefiel mir auch nicht. Ich habe eine Abneigung gegen biblische Namen bei Hunden – jedenfalls bei Pudeln.

Bei der Familie dieses Hundes wohnte auch eine Katze, und Pudel und Katze waren gut Freund. Sie schliefen sogar zusammen. Ich bemerkte das mit großem Erstaunen und ahnte, dass in dieser Anordnung irgend etwas war, was nicht stimmte. Es zeigte sich auch, dass ich recht hatte. Die Katze bekam Junge – bei Katzen kommt das ziemlich häufig vor – und da konnte der Pudel natürlich bei der Katze nicht liegen bleiben. Ich hätte es auch so nicht getan. Aber dann geschah etwas anderes. Es war im Sommer, und da wurde dem Pudel der Pelz geschoren, damit er nicht so sehr schwitze, sagte der Hausmeister, der diese Operation vornahm. Ein Hund schwitzt nie. Das kann er nicht. Aber ein Hausmeister ist ein unwissender Mensch.

Genug, als der Pudel geschoren war und sich einredete, wie ein Löwe auszusehen, das glauben nämlich alle Pudel in ihrer Beschränktheit, kam er zu der Katze hinauf. Sobald sie ihn sah, sprang sie aus dem Korb, dem Pudel mitten ins Gesicht und zerkratzte ihn ganz schandmäßig. Sie glaubte, er sei ein fremder Hund, weil er geschoren war! So was hätte ein Hund nie getan. Ein Hund hat Geruchsinn und außerdem Intelligenz, was einer Katze ganz und gar fehlt.

Aber ein Hund hat es schwer. Er gehört der menschlichen Gesellschaft an, wohin er aus eigenem Trieb gegangen ist. Er ist dem Menschen ein treuer Freund und Diener geworden, ein Wächter, ein Begleiter und Jäger, treu bis zuletzt.

Was ist die Katze geworden? Sie ist eine Katze geblieben, weiter nichts als eine Katze. Sie benutzt ihre Menschen nur als Dosenöffner. Das ist nicht viel. Na, ja, wenn sie Lust hat fängt sie ein paar Mäuse. Aber das können wir Hunde auch. Die Katze bezahlt keine Steuern, es gibt keine Katzenverordnung. Sogar wenn sie wild herumstreunt wird sie von mitleidigen Menschen gefüttert.

Häufig schaffen Menschen sich unbedacht einen Hund an. Wenn sie dann merken, dass er Zeit und Geld kostet setzen sie ihn einfach aus, schlimmstenfalls werfen sie ihn aus dem fahrenden Auto, weit entfernt von zu Hause, damit er auch ganz bestimmt nicht zurück findet. Wenn er Glück hat wird er in ein Tierheim abgeschoben zu anderen obdachlosen Hunden. Dort wartet er dann voller Trauer darauf, dass er von diesen Banausen wieder abgeholt wird. Viele meiner Artgenossen sitzen da und haben nie wieder ein neues Frauchen oder Herrchen gefunden. Sie werden zwar gut versorgt und ab und zu gestreichelt, aber das kann doch nicht der Dank dafür sein, dass der Hund die Freiheit aufgab, um den Menschen zu dienen.

Wie recht hatte doch der Mann, der einmal sagte: “Das beste am Menschen ist der Hund.“

Liebe Hundefreunde,
im Ursprung stammt diese Geschichte aus einem Magazin von 1937. (Aus dem schwedischen von H. Zetterstöm). Ich habe sie ein bisschen überarbeitet und hoffe sie haben die selbe Freude beim Lesen wie ich beim Schreiben.

Heidi Winkelmann